Das Filmen von Feuerwerk ist nicht einfach. Das liegt unter anderem
an der Natur der Sache:

Filmen braucht Licht. Je mehr, desto einfacher ist es für die Kamera - aber das
Feuerwerk findet Nachts statt.

 

Die Helligkeitsdynamik eines Feuerwerks übersteigt in der Regel die Fähigkeiten
einer Kamera.

Aus diesem Grund sehen viele Feuerwerksfilme so aus:

  • Wirr in der Kamaraführung
  • Verwackelt
  • Farblos
  • Unscharf
  • Mit völlig übersteuerten Komentaren vom Kameramann


Wenn man sich die einzelnen Punkte ansieht, ist eine Abhilfe eigentlich gar
nicht so schwer:

Wirre Kameaführung

Die kommt häufig davon, daß der Mensch der Filmt nicht mit dem Abbrandplanung
einbezogen wurde. Er steht an einer falschen Stelle, in der Regel zu nahe und filmt
Am Boden die brennende Lunte, bis es 30m höher "ploppt". Hektischer Schwenk
nach oben, man sieht auf dem Video den Rest von der ersten Salve. Nun wird wieder
nach unten geschwenkt....Wildes Hin- und Herzoomen erledigt den Rest. Hin und
wieder ist auch gar nichts auf dem Bild, weil andere Zuschauer die Sicht versperren -
eine beliebte Einstellung bei Bodenfeuerwerk.

Richtiger ist folgendes:

Der Feuerwerksplaner trifft sich vor dem Feuerwerk mit dem Filmer. Er teilt dem
Kameramann mit, wo genau der Abbrand stattfindet. Bei größeren Menschenmassen
ist ein Bereich für den Kameramann zu reservieren, auf dem er uneingeschränkte Sicht
auf das Feuerwerk hat. Es wird das Feuerwerk vom Ablauf her durchgesprochen
(wann Bodeneffekte, wann Höhenfeuerwer, Fächerschüsse...) und der Abbrandplan wird
dem Kameramann in Kopie gegeben. Kameramänner sind eigentlich arme Menschen.
Sie haben einen "Logenplatz" am Feuerwerk und bekommen wie die Abbrenner vom
Feuerwerk wenig mit. Ihr Lohn ist ein guter Film.

Verwackelt

Seit der Erfindung des Stativs sollte dieses Problem eigentlich gelöst sein.
Beim Filmen eines Feuerwerks ist ein Dreibeinstativ Pflicht und einer der wichtigsten
Garanten für einen gelungenen Film. Aber Stativ nie ungesehen kaufen. Es gibt Stative
auf dem Markt (Mediamarkt) die Fallen beim Aufstellen auseinander. Das
ist ganz witzig, wenn man im Dunkeln die Beine suchen muß. Andere Stative
beherrschen den den Hüftschwung wie Elvis und verwackeln die Aufnahmen eher.
Deshalb vor dem Kauf: Aufbauen, an der Befestigungsplatte wackeln und sehen
was passiert. Übrigens gibt es für Videoaufnahmen spezielle Stativköpfe mit
Dämpfung.
 

Und noch einen zum Thema Stativ. Ich hatte immer das Problem mit der guten Dämfung,
daß die Kamera nur dann die Position hielt, wenn ich die Klemmung stärker anzog.
Dadurch kam ein Ruckeln in die Aufnahme, wenn ich zum Schwenken die Klemmung
wieder lösen mußte.

Hier kommt die Lösung des Problems:

Der Schwerpunkt, der durch die Kamera oberhalb des Drehpunkts und deshalb im instabilen Bereich ist,
wird durch diesen Zusatz in den Drehpunkt gelegt. Damit ist der Kamerakopf praktisch Drehmomentfrei.
Die Klemmung kann auf ein Minimum reduziert werden und die Schwenks sind butterweich.

Die Materialien sind Gewichte aus einer Billig-Hantel (Thomas Phillips), ein paar Rohre die Hartgelötet werden müssen,
eine handvoll Schrauben und etwas Farbe.

 

Egal in welche Richtung die Kamera durch ihr Gewicht das Drehmoment ändert...
 ...das gegenläufige Gewicht kompensiert es.
Durch die V-Form des Gestells ist die Bewegungfreiheit der Kamera nicht engeschränkt.

Farblos

Hier kommt ein schwierigeres Thema: Konsumer-Kameras.

Physik: Von den vielen Photonen die ein Feuerwerk aussendet wird nur ein ganz
kleiner Teil die Öffnung der Kamera treffen. Diese werden durch das Linsensystem geleitet,
welches als "Wegzoll" auch wieder Photonen fordert. Die verbleibenden Photonen werden nun
nach der Wellenlänge sortiert. Das geschieht im billigsten Fall (Einchipkamera) dadurch, daß
von 100% der Photonen mittels Filter (rot, grün, blau) 66% vernichtet werden. Im besseren Fall
werden die Photonen mittels Prisma nach Wellenlänge sortiert, was auch verlustreich ist, aber
es "sterben" keine 66% der Teilchen an Absorbtion.
Nun treffen die Überlebenden Photonen auf einen Halbleiter. Je größer der Halbleiter ist,
desto mehr Photonen können mit ihm eingefangen werden. Das wußte auch schon
Sterntaler und breitete deshalb die Schürze aus. Dumm gelaufen ist, wenn der Chip
sehr klein (1/6 Zoll) ist. Da kann man nicht viel einfangen. Auch spielt die Pixelzahl eine
wichtige Rolle. Je mehr Pixel, desto weniger Fläche bleibt dem einzelnen Pixel.
Der Photosensor guckt natürlich wie das Urmel vom Eis, wenn statt der gewohnten
Photonenflut (Aufnahmen Sonne im Freien) nur ein dünner Rinnsal kommt. Entspechend
unwillig gibt er deshalb sehr wenig Signal an die folgende Elektronik ab.
Jetzt passiert was ganz neues. Bisher wurde das Licht von Stufe zu Stufe immer
weniger. Die Elektronik meint es mit uns gut, und gibt uns mehr heraus, als wir
erwarteten. Zu dem Signal das von den Photonen stammt, "schenkt" und die Elektronik
zusätzliche Elektronen die vom Verstärker kommen. Man sieht dieses "Plus" als Rauschen
Da Rauschen im Zeitalter der digitalen Medien als "uncool" gesehen wird, gibt es
Kameras, die alles Signal das unter einem bestimmten Rauschpegel ist digital abschneidet.
Dann sieht man ein schönes Schwarz - leider auch da, wo einmal ein schöner Goldregen war.
Da die Elektronik auch mit der Farbe gnädig ist, reduziert sie Farben um unschönes
Farbrauschen zu vermeiden - man bekommt ein pastellfarbenes "Graubild".

Aus dieser kleinen Geschichte ergeben sich folgende Konsequenzen:

Eine gut geeignete Kamera hat einen großen Objektivdurchmesser um viel Licht
zu sammeln. Das Objektiv ist ein gutes Weitwinkel denn je Tele desto weniger
Lichtstärke (bei gleichem Kaufpreis).

Eine Dreichip-Kamera verwertet das Licht besser als filterbasierende Kameras (Einchip)

Je größer der Chip, desto geringer kann physikalisch der Rauschanteil im Signal werden.
Je mehr Auflösung (Thema HDTV) desto mehr Fläche muß ein Chip haben.
Umkehrschluß: bezahlbare HDTV-Kameras haben einen zu kleinen Chip und rauschen
rauschen wie die Angst.

Das digitale Monster das uns die Goldeffekte "mopst" kann man ein wenig besänftigen,
wenn man auf manuelle Belichtung geht und dort den Gain in einem vertretbaren Maß
hoch dreht (rauscht dann mehr). Außerdem die Blende ganz auf machen. Einen Pferdefuß
hat die Einstellung, weil im Feuerwerk auch sehr grelle Effekte sein können, welche bei
der Einstellung die Kamera dann gnadenlos überfahren. Eigentlich bräuchte man zwei
Kameras. Eine für Goldeffekte und eine für die Magnesium-Effekte. Aber woher nehmen..

Beim Videoschnitt kann das so aufgenommene Bild noch etwas verschlimmbessert werden.
Durch Veränderung der Sättigung bekommt man wieder mehr Farben. Durch Veränderung
des Weißpunktes wird Gold wieder zu Gold. Mit der Gamma-Kurve kann das Video
Effektweise in Helligkeit und Kontrast korrigiert werden. Auch das Rauschen kann
etwas Reduziert werden, was dann der Datenrate auf der DVD zu gute kommt.

Die Veränderungen sollten behutsam gemacht werden, weil bei dem Material schnell
Fehlfarben oder Überzeichnungen entstehen können. Der beste Kontrollmonitor ist der
(Röhren-)Fernseher. Ich benutze für den Videoschnitt eine Kombination von
zwei Monitoren und einem Röhrenfernseher (als Kontrollmonitor).

Unscharf

Das Problem ist weit verbreitet aber eigentlich sehr einfach zu lösen, wenn ein paar
Voraussetzungen vorhanden sind.
Der Autofokus ist für Feuerwerk absolut ungeeignet. In dunklen Phasen sucht sich
die Elektronik einen Wolf und wenn dann Effekte aufsteigen, ist das Objektiv gerade am
anderen Ende des Schärfebereichs. Deshalb: manueller Fokus. Kurz vor Beginn
des Feuerwerks wird die Kamera eingeschaltet und eine entfernt gelegene Lichtquelle
(Fenster, Straßenlaterne, Autoscheinwerfer) scharf gestellt. Gute Kameras halten
den Schärfepunkt auch beim Zoomen, so daß man voll auf die Lichtquelle zoommen
kann und so am präzisesten die Scharfstellung hin bekommt. Meine Panasonic hat
für jede Zoomeinstellung einen anderen Fokuspunkt, d.h. herauszoomen macht den
Film unscharf. Die Canon XM2 dagegen kann das. Einmal scharf gestellt passt das Bild.

Mit völlig übersteuerten Komentaren vom Kameramann
Da der Kameramann sehr nahe an der Kamera ist, sollte dieser versuchen während
der Aufnahme nicht zu sprechen - auch wenn es schwer ist. Wenn es geht, sollte auch
Abstand zu anderen Personen gehalten werden.

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